Wie der Kommersant mitteilt, wird die russische Wissenschaft von einem Großteil der internationalen Fachzeitschriften abgeschnitten. Der Springer-Verlag, nach Elsevier der zweitgrößte internationale Wissenschaftsverlag mit einem Bestand von über 2.400 Fachjournals und den Rechten an 170.000 wissenschaftlichen Werken, hat angekündigt, den Zugang für die russische Wissenschaft einzustellen. Hintergrund sind seit mehreren Monaten ausstehende Forderungen des Verlags.
Der Rubelverfall Ende 2014 hat dazu geführt, dass sich die Kosten für die Nutzung der Springer-Literatur verdoppelt haben. Im Haushalt der Russischen Stiftung für Grundlagenforschung (RGGI), die in einem komplizierten Geflecht für die Finanzierung zuständig ist, hat nicht damit gerechnet und nun ist nicht genügend Geld vorhanden. Inzwischen hat sich ein Schuldenberg von knapp einer Million Euro angesammelt, der derzeit nicht bedient werden kann.
Der Springer-Verlag, der seit Jahresbeginn die Nutzung der Abonnements noch kostenlos verlängert hatte, kündigte nun an, zum 12. Mai das Angebot einzustellen, solange die Schulden nicht bezahlt werden.
Die RGGI hoft nun darauf, dass der Fehlbetrag vom Bildungsministerium beglichen wird. Dieses hat laut eigenen Aussagen jedoch erst aus der Presse von dem Problem erfahren und wird sich nun damit befassen.
Es bleibt abzuwarten, ob das Ministerium eine Lösung findet und das Budget erhöht, oder die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher in Russland tatsächlich von einem großen Teil der internationalen Forschung abgeschnitten werden.
Verschärft werden dürfte die Situation noch dadurch, dass im Mai 2015 eine der größten privaten russischen Stiftung, „Dynastia“, die vor allem für ihre Übersetzungen englischsprachiger Fachliteratur ins Russische geschätzt wird, vom Justizministerium zum sog. „ausländischen Agenten“ erklärt wurde, was die Arbeit der Stiftung einschränkt. Der Mäzen hinter „Dynastia“ hat daraufhin erklärt, die Arbeit der Stiftung einzusstellen, was einen weiteren Schlag für die russische Wissenschaft bedeuten würde. Um gegen die Entscheidung des Justizministeriums zu protestieren, versammelten sich Anfang Juni in Moskau mehrere Tausend Menschen und forderten, das Vorgehen zu revidieren.
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